Partnerschaften sind unerlässlich

- 08/07/21

Der Verband der Walliser Stromverteiler (VWSV) hat kürzlich Philippe Délèze zu seinem neuen Präsidenten gewählt. Der diplomierte Ingenieur, Direktor der SEIC-Télédis-Gruppe, erklärt uns die Herausforderungen im Zusammenhang mit seiner Branche, die Ziele des Verbandes sowie die Themen, die ihm am Herzen liegen.

In einer Zeit, in der das Management der Stromnetze tiefgreifende Veränderungen erlebt, fördert der VWSV den Austausch zwischen den Verteilnetzbetreibern (VNB), die er gegenüber dem kantonalen Departement für Finanzen und Energie und der öffentlichen Hand verteidigt und vertritt. Am 18. Mai wählten die Mitglieder des Verbandes Philippe Délèze, derzeit Direktor der SEIC-Télédis Gruppe, zu ihrem neuen Präsidenten. Eine Begegnung mit diesem Profi aus den eigenen Reihen:

Was ist Ihr beruflicher Werdegang?

Ich begann mit einer Lehre als Elektromechaniker und absolvierte danach eine Ausbildung zum Elektroingenieur. 1992 kam ich als Netzwerkingenieur zur SEIC, die später zur SEIC-Télédis-Gruppe wurde. Ich war dann für die Planung des elektrischen- und des Glasfasernetzes zuständig. Im Jahr 2007 habe ich dann die Direktion der Gruppe übernommen, nachdem ich eine betriebswirtschaftliche Ingenieurausbildung absolviert hatte. Ich bin froh, dass ich vor meiner jetzigen Tätigkeit lange Zeit im Bereich Netzwerkmanagement und -planung gearbeitet habe, denn dadurch habe ich ein sehr gutes Verständnis für die Problematik in diesen Bereichen.

Hat sich das Management von Stromnetzen seit Ihren Anfängen stark verändert?

Ja, erheblich! Ursprünglich wurden die Netze gebaut, um Strom aus grossen Kraftwerken in eine Richtung zu den Endkunden zu liefern. Dies ist durch die Zunahme von dezentraler Produktion, Eigenverbrauch und Energiespeicherung gar nicht mehr der Fall. Zwar sehen uns viele immer noch als “Kabelzieher”, unsere Arbeit ist jedoch viel technischer geworden und hat sich – vor allem durch die Entwicklung der Digitaltechnik – in den letzten Jahren stark verändert.

„Unsere Arbeit ist viel technischer geworden und hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt“.

Welche Rolle spielen die VNB in der Energiewende? 

Um auf das Wachstum der dezentralen Produktion zu reagieren, müssen die VNB ein Smartgrid – d.h. ein intelligentes Netz – einsetzen, das die Verteilung und den Verbrauch von Energie optimiert. Zu diesem Zweck investieren sie erheblich in die Modernisierung und Digitalisierung ihrer Netze.

Um den Bedürfnissen ihrer Kundinnen und Kunden gerecht zu werden und eine umfassende Palette an Lösungen zu offerieren, bieten viele VNB jetzt auch Dienstleistungen an, die die Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien fördern. Diese Diversifizierung ermöglicht es ihnen, die bevorstehende Öffnung des Strommarktes zu antizipieren und sich als Schlüsselakteure der Energiewende zu behaupten.

Was sind die Hauptziele des VWSV?

Zunächst einmal wollen wir sicherstellen, dass die Marktentwicklung die hohe Versorgungssicherheit über das ganze Jahr hinweg nicht beeinträchtigt. Um dies zu erreichen, nehmen wir an Konsultationen teil und stehen in Kontakt mit den Behörden, um von günstigen Rahmenbedingungen für Investitionen in Energieverteilungs-, Produktions- und Speicheranlagen zu profitieren.

Zudem wünscht sich der VWSV, dass seine Mitglieder eine führende Rolle bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 spielen und den Verbraucherinnen und Verbrauchern den Zugang zu 100% Walliser-Energielösungen ermöglichen. Da einige VNB nun auch Energiedienstleistungen anbieten, während andere Verteiler sich auf das historische Geschäft konzentriert haben, sind Partnerschaften unerlässlich, wenn wir alle Kundinnen und Kunden zufriedenstellen wollen. In diesem Zusammenhang spielt der Verband eine wesentliche Rolle bei der Förderung des Austauschs und der Zusammenarbeit.

Wie sind die Beziehung zwischen dem VWSV und dem Staat Wallis?

Die Beziehungen sind sehr gut! Wir treffen uns regelmässig mit dem kantonalen Departement für Finanzen und Energie, welches wir bei der Umsetzung der eidgenössischen und kantonalen Energiestrategien konkret beraten und unterstützen. So werden die VNB durch den VWSV zu privilegierten Gesprächs-partnern, weil sie die Probleme des Terrains kennen und oft schon auf lokaler Ebene Projekte umgesetzt haben, die später auf kantonaler Ebene angedacht werden. Sie fungieren als eine Art Transmissionselement zwischen den Zielen der kantonalen Strategie, der öffentlichen Hand und den Kundinnen und Kunden.

„Die VNB sind privilegierte Gesprächspartner, weil sie die Problematik des Terrains kennen“.

Welche Themen liegen Ihnen für Ihre Präsidentschaft besonders am Herzen?

Ich würde mir wünschen, dass sich das Image der VNB verändert, denn wir werden noch zu oft als veraltete und individualistische Unternehmen wahrgenommen. Im Gegensatz zu dieser Wahrnehmung sind die VNB im Wallis dynamische Akteure der Energiewende, die die Erwartungen ihrer Kundinnen und Kunden erfüllen wollen. Sie haben bereits mehrfach bewiesen, dass sie in der Lage sind, zusammenzuarbeiten und innovative Lösungen zu finden, dies sowohl im Bereich Energie als auch im Multimediabereich. Der VWSV kann dazu beitragen, diese negative Wahrnehmung beispielsweise durch eine intensivere Kommunikation über die Aktivitäten dieses Sektors zu verändern.

Zum anderen hat sich der Verband aufgrund des Lehrlingsmangels auch sehr für die Förderung des Berufs des Netzelektrikers eingesetzt. Es scheint mir wichtig, dass der Verband seine Aktivitäten auf die Weiterbildung ausweitet. Wie ich schon darlegte, haben sich unsere Berufe in den letzten Jahren sehr verändert. Es ist daher sehr wichtig, die Aus- und Weiterbildung zu fördern, damit sich die Fachleute des Sektors anpassen können.