Elektromobilität, Eigenverbrauch, solare Produktion usw., Walliser Stromverteiler im Zentrum der Energiewende

- 19/05/21

Medienmitteilung.

Sitten – Die Generalversammlung des Walliser Verbandes der Stromverteiler fand am 18. Mai auf dem Zirkulationsweg statt. Sie erneuerte seine Organe durch die Wahl eines neuen Präsidenten in der Person von Philippe Délèze.

Dies ist die Gelegenheit, die Zukunft der Stromnetze zu diskutieren. Netze und Netzbetreiber sind das Herzstück der Energiewende, die Elektromobilität und saubere, erneuerbare und dezentrale Produktion umfasst. Das bedeutet, die Netzwerke zu überdenken, sie intelligenter und flexibler zu gestalten und eine nachhaltige und solide Beziehung zu den Produzenten und vor allem zu den Verbrauchern aufzubauen.

Im Durchschnitt mussten die Schweizer*innen 2019 nur 19 Minuten ohne Strom auskommen, davon 11 Minuten aufgrund geplanter Arbeiten und 8 Minuten aufgrund ungeplanter Ausfälle; damit ist es eines der sichersten Netze in Europa. In der Schweiz ist das Verteilnetz, das den Strom dorthin bringt, wo er in Betrieben und Haushalten verbraucht wird, rund 250‘000 km lang – also sechsmal so lang wie der Erdumfang – und zu 85 % unterirdisch. Es ist vergleichbar mit den Kantons- und Gemeindestrassen, während das Übertragungsnetz, das den Autobahnen entspricht, den Stromtransport auf hoher Spannungsebene ermöglicht.

Zwischen den Produzenten und den Endverbrauchern sorgt der Verteilnetzbetreiber (VNB) für die Entwicklung und das Management eines sicheren und effizienten Verteilnetzes, um alle Kundinnen und Kunden im Kanton mit Strom zu versorgen. Er stellt auch die Energieversorgung sicher.

Ein Rechtsrahmen im tiefgreifenden Umbruch

Die Verteilung von Elektrizität entwickelt sich, wie der gesamte Energiesektor, innerhalb eines sehr strengen regulatorischen Rahmens, z.B. dem kStromVG (Kantonales Gesetz über die Stromversorgung), dem EleG (Elektrizitätsgesetz), dem EnG (Energiegesetz), usw. und deren zahlreiche Verordnungen, …

Mit der 2017 verabschiedeten Energiestrategie 2050 hat sich die Schweiz verpflichtet, die Energieeffizienz zu verbessern, erneuerbare Energien auszubauen und aus der Atomkraft auszusteigen. Dies impliziert, dass unser Energiemodell einen tiefgreifenden Wandel durchlaufen wird und dass die Stromverteiler eine zentrale Rolle bei diesem Übergang zu spielen haben.

Diese im Allgemeinen unsichtbaren Veränderungen haben bereits bei den Vorschriften und deren Anwendung vor Ort begonnen, zum Beispiel mit der Verpflichtung, herkömmliche Zähler durch “intelligente” Zähler zu ersetzen. Gleichzeitig wird die Frage der Liberalisierung des Messpunktes diskutiert, der ein wesentliches Element des Stromverteilungsnetzes, sowohl für die Versorgungssicherheit als auch für die Qualität der Verrechnung, darstellt.

Der Bundesrat will zukünftig eine sichere Stromversorgung auf der Basis erneuerbarer Energien und er wird umfassende Revisionen angehen. Die Standard-Grundversorgung soll zu 100 Prozent aus Schweizer Strom aus erneuerbaren Quellen bestehen. Damit will der Bundesrat die Rahmenbedingungen für die Stromwirtschaft verbessern, die Planungssicherheit erhöhen und bessere Anreize für Investitionen schaffen. Zudem bestätigt der Bundesrat im Rahmen der Revision des Stromversorgungsgesetzes (StromVG) weiterhin seinen Willen zu einer vollständigen Öffnung des Strommarktes. Haushalte und kleine Unternehmen sollten Zugang zum freien Markt haben und gegebenenfalls zur Grundversorgung zurückkehren können.

Für den VWSV und seine Mitglieder muss diese Transformation des Energiesystems auf zwei Säulen beruhen: Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit.

Die vollständige Marktöffnung und die ausschliessliche Versorgung aus erneuerbaren Energien dürfen das hohe Niveau der Versorgungssicherheit im Sinne der Systemstabilität nicht gefährden. Die Verfügbarkeit sowohl von Kapazität als auch von Energie muss ganzjährlich gewährleistet sein. Es ist daher notwendig, echte Anreize und Rahmenbedingungen für (Re-)Investitionen in Verteilungs-, Produktions- und Speicheranlagen in der Schweiz zu schaffen.

Das neue Marktkonzept soll dazu beitragen, die Nachhaltigkeitsziele der Energiestrategie 2050 und der Klimapolitik zu erreichen. Der Übergang zu mehr erneuerbaren Energien und Energieeffizienz darf nicht behindert, sondern muss unterstützt werden.

Eigene, dezentrale Produktion, Elektromobilität usw. Was sind die Auswirkungen für die Walliser Verteiler?

Der Wunsch nach Dekarbonisierung bedeutet vor allem eine neue Elektrifizierung unserer Gesellschaft. Dies ist in den Bereichen Gebäude und Transport besonders wichtig. Von nun an wird die Mobilität elektrisch und der Verbraucher wird zum Produzenten und sogar zum lokalen Verteiler.

Wurde die dezentrale Produktion (bei der jeder zum Energieproduzent werden kann) schon weitgehend durch Bundeszuschüsse unterstützt, so fördert das Energiegesetz (EnG) seit 2017 den sauberen Verbrauch und erlaubt jedem Produzenten sogar, seinen Strom mit seinen Nachbarn zu teilen, wodurch Clusters von Selbstverbrauchern entstehen.

Ebenso wird die Elektromobilität durch das steigende Angebot der Hersteller und den Ausbau des Netzes von Ladestationen durch die öffentliche Hand (VNB, Kanton Wallis, Bund) und private Unternehmen beschleunigt.

In jedem Fall haben die VNB einen zentralen Platz in dieser Energiewende. Die Mitglieder des VWSV haben – auf ihrer Ebene – eine privilegierte Beziehung zu ihren Kunden aufgebaut und stehen an vorderster Front bei der Beratung sowohl von Privatpersonen als auch bei der Begleitung von Behörden.

In den kommenden Jahren werden die Verteiler stark investieren. Erstens in die Infrastruktur, die neue Kapazitäten aufnehmen und auch auf eine höhere Nachfrage reagieren muss, ohne die Netzqualität zu beeinträchtigen. Zweitens in Hochleistungssysteme zur Messung der Energiequalität und des Energieaustauschs und zur Gewährleistung der Netzstabilität. Und schliesslich in intelligente Messsysteme, um Investitionen in das Netz zu begrenzen. Nur mit flexiblen Netzen ist es möglich, Lasten besser zu steuern und das System zu geringeren Kosten zu optimieren.

Diese Investitionen können jedoch nicht ohne Auswirkungen auf die Stromtarife getätigt werden. Derzeit spiegeln sich die Kosten für Bau, Betrieb und Wartung der Stromnetze in den Tarifen für die Netznutzung wider. In der Regel wird ein Basistarif angewendet, der die Fixkosten wie Messung und Abrechnung abdeckt. Gemäss den gesetzlichen Vorgaben muss sich ein Grossteil der Tarife an der entnommenen Energie orientieren. Bei diesen Preiskonzepten wird jedoch das Kausalitätsprinzip nicht beachtet, d. h. die Kosten, die z. B. durch die dezentrale Produktion entstehen, werden nicht von den Produzenten selbst, sondern von allen Verbrauchern getragen.

In Zukunft wird man sich also mit der Frage der Netzentgeltregulierung auseinandersetzen müssen und die Netzbetreiber sind bereit, alternative Preismodelle zu entwickeln wie z. B. ein System, das die Kostenkausalität berücksichtigt; eine dynamische Preisgestaltung auf der Grundlage der Netzauslastung, wobei Kunden, die das Netz in kritischen Momenten nicht überlasten, mit einer niedrigeren Rechnung belohnt würden.

Welche Zukunft für die Walliser Verteiler?

Die Energiewende und insbesondere der Stromsektor erfordern erhebliche Investitionen. Das derzeitige Netz wurde im 20. Jahrhundert für eine unidirektionale Betriebsweise konzipiert: Energie kommt aus grossen Kraftwerken, wird transportiert und dann an die Endkunden verteilt. Mit der Entwicklung der dezentralen Produktion, des Eigenverbrauchs, der Elektromobilität, der Haus-, Lüftungs- und Klimatechnik, … muss sich das Netz jedoch weiterentwickeln, um die zahlreichen Aspekte der dezentralen Produktion, aber auch den Anstieg der Nachfrage aufzunehmen und zu verwalten. Der Energieaustausch wird in beide Richtungen gehen: Der Strom wird auch vom Verbraucher-Erzeuger zu höheren Spannungsebenen – wie zu Speicheranlagen – gelangen können.

Obwohl die VNB bereits innovativ sind, indem sie den Netzbetrieb durch intelligente Steuerungstools verbessern, die das Entstehen bidirektionaler Stromflüsse fördern und versuchen, Praktiken zu automatisieren, um die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden zu erfüllen, werden die Netze von morgen noch intelligenter sein, um auch grosse und unvorhersehbare Anforderungen zu meistern.

Die Digitalisierung wird diesen Wandel unterstützen. Eine feinere Steuerung der Netzwerke muss auf einer besseren Verwaltung der Daten beruhen und gleichzeitig den Schutz dieser sowie die Sicherheit unserer Systeme gewährleisten.

Die vollständige Liberalisierung des Strommarktes erfordert eine Anpassung des gesamten Systems, der Netzbetreiber, der „Verbraucher-Akteure“ der Infrastrukturen, der zur Verfügung stehenden Instrumente und des rechtlichen Rahmens. Dabei müssen die langfristige Zuverlässigkeit der Netze, nachhaltige Investitionen in eine CO2-freie Produktion und die Entwicklung innovativer Multi-Fluid-Lösungen sichergestellt werden.

Die Mitglieder des VWSV stehen klar im Einklang mit dem Engagement, unsere Umwelt nachhaltiger zu gestalten. Darüber hinaus engagieren sich die Mitglieder schon seit Jahren für die Förderung erneuerbarer Energie, sei es Wasserkraft, Wind- und Solarenergie oder die Entwicklung von Fernwärme.

Das sichere, effiziente und intelligente Stromnetz ist die tragende Säule der Energiewende. Die VNB sind insofern in einer privilegierten Position, als sie die Erwartungen der Verbraucher kennen und diese erfüllen können. Allerdings können sie diesen Übergang nicht alleine erreichen, sie müssen gemeinsam handeln, mit den Kunden/Verbrauchern und den Produzenten.